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Bammental 1000 - Der Kalender

Er gehört zu den wichtigsten Persön- lichkeiten eines rechten badischen Or- tes: der Kerwepfarrer. Nun ja, nicht ganz. Wirklich wichtiger ist doch der Bürgermeister und natürlich der Ge- meinderat. Aber was der und natürlich auch die anderen Mitbewohner des Ortes das ganze Jahr über verzapfen – das gehört schon einmal tüchtig unter die kritisch-witzige Lupe genommen. Die Aufgabe für den Kerwepfarrer. Ursprünglich eine Karikatur des Dorf- pfarrers hat er die Aufgabe, das Jahr Revue passieren zu lassen. Närrische »Hochwürden« erzählen meistens in gereimter Form über die Mißgeschik- ke, die Bewohnern des Ortes wider- fuhren. »4 Uhr heut’ morge, s’wärd grad hell, do wach ich uff, un geh noch schnell raus aus’m Bett enns Internet. Schalt also meinen Laptop ei Unn zieh ma noch paar Bildche nei Sex, Terror, Totschlag un Geballer un zwischedrin en riese Knaller - Spione lauern überall, wie auch hier in diesem Fall - dort steht die Kerweredd’, en Detail, selbscht es klonschte Fitzel hawwe se ausspioniert, Obamas Spitzel.« Teilweise in sehr derber Form, die in der Vergangenheit durchaus schon mal zu Rechtshändeln führte, als ein auf die Schippe Genommener sich be- leidigt fühlte. Allerdings erst nachdem ihm ein geschäftstüchtiger Rechts- anwalt auf die Sprünge geholfen hat- te und ihm eingeflüstert hatte, daß er sich in seiner Ehre angegriffen fühlen könne. Rein rechtlich gesehen (»Isch waas ja net! Is Dei Sach! Awwer ich würd...«) Damit hatte der Rechtsan- walt einen schönen Auftrag mehr. »Du kummst uf de Kerwewaache!« ist also nicht umsonst eine weithin ge- fürchtete Redewendung. In anderen Gemeinden hat der Kerwepfarrer noch einen Mundschenk als Gehilfen, aber die Bammentaler und Reilsheimer Ker- wepfarrer sind tapfer und benötigten niemanden beim Ölen ihrer Stimme für die komischen Geschichten des Ortes. Der unangenehmste Teil der Tätigkeit des Kerwepfarrers ist dann die Beer- digung der Kerweschlumpel, der Sym- bolfigur, die über die gesamte Kerwe wacht. Würdevoll wird sie verbrannt und damit signalisiert, daß das un- ziemliche Treiben der Kerwe endgül- tig ein Ende hat. Für dieses Jahr zumin- dest. Und berühmt sind die Bammenta- ler Kerweredde auch. So berühmt, daß sie, ja, tatsächlich geklaut wurden. »Übrigens hawwe mir uns en de letz- te Jahre gewundert, warum die Eschelba- cher Kerweborscht auf Punkt und Kom- ma die gleichen Kerweredd hatte wie mir, aber in Zeiten der Abhörskandale wird ei- nem vieles klarer. Awwa dass en Eschel- bach haargenau des Gleiche passiert wie bei uns en Bommedal, wunnert mich im- mer noch e bissl, obwohl die klaue jo nur de weltpolitische Teil, unn der müsst jo fa Eschelbach ah zutreffe. Hallo Eschel- bacher, ich hoff jo net, dass einer von Euch auf der Basis promoviert.« Der Kerwepfarrer

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